Gesprächsabend zum Stand der Deutschen Einheit
Mittwoch, 06 April 2011
Dreißig Thesen zur Deutschen Einheit

„Für einen Menschen ist der Gedächtnisverlust eine schwere Erkrankung. Für die Gesellschaft gilt dies in der gleichen Weise. Deshalb befassen wir uns ganz bewusst mit der Gesichte, damit Erinnerung nicht verwischt, verblasst oder überlagert wird von den vielen Eindrücken des Alltags.“
Wie sind wir Deutschen mit dem „Wunder 1989“ umgegangen? Den Beiträgen verschiedener Autoren ist eine Bilanz 30 Thesen vorangestellt. ‚Das Buch sei allen empfohlen, die gerne in Deutschland leben und die Zukunft aktiv und kreativ gestalten wollen’, schließen Schipanski und Vogel ihr Vorwort.
(vgl. Schipanski, Vogel, 2009, S. 11ff)

Der Gesprächsabend am 1. April 2011erinnerte an die Wiedervereinigung vor 21 Jahren sowie den Bau der Mauer im August 1961. Dementsprechend meldeten sich ältere Bürgerinnen und Bürger zu Wort, die Ihre eigenen Erfahrungen der Trennung vom aber auch der Wiederbegegnung mit dem westlichen Teil Deutschlands schilderten.Die jungen Gäste warfen den Blick nach vorn und diskutierten mit Dagmar Schipanski Fragen der wirtschaftlichen Einheit und Entwicklung.

Dreißig Thesen (Eigene Kurzfassung)
  1. 1. Der Herbst 1989 – eine friedliche Revolution
  2. 2. Die DDR – keine deutsche Diktatur sondern eine Diktatur auf deutschem Boden.
  3. 3. Die Wiedervereinigung, durch Helmut Kohl politisch umgesetzt, ist auf das Ineinandergreifen ganz verschiedener Ursachen zurückzuführen.
  4. 4. Die CDU hat immer am Ziel der deutschen Einheit festgehalten.
  5. 5. Die SPD hat durch gemeinsame Erklärungen mit der SED letztlich die Interessen der DDR-Bevölkerung verachtet und negiert.
  6. 6. Die Umsetzung der Wiedervereinigung in nur elf Monaten war präzedenzlos.
  7. 7. Das nationale Bewusstsein ist heute stärker und unbefangener.
  8. 8. Die DDR war im Herbst 1989 bankrott.
  9. 9. Die Auswirkungen und Strukturänderungen durch die teilweise gewaltsame Zwangskollektivierung des ländlichen Eigentums 1960 sind heute noch spürbar.
  10. 10. Unkenntnis und Zerrbilder im Osten wie im Westen prägten die Begegnungen.
  11. 11. Die Lebensleistungen der Menschen im Osten vor und nach der Einheit sind im Westen nicht genügend bekannt und anerkannt worden.
  12. 12. Die SED hat im Dezember 1989 die Chance nicht genutzt mit Ihrer Vergangenheit zu brechen, sie hat sich nur umbenannt und lebt in der Erblast der Diktatur weiter.
  13. 13. Die Aufarbeitung des DDR-Unrechts ist eine Aufforderung an die ganze Gesellschaft.
  14. 14. Die gezielte Entbürgerlichung und Entchristlichung der Gesellschaft durch die SED lässt sich noch heute ablesen.
  15. 15. Die CDU, um Aufrechterhaltung christliche Werte in der DDR kämpfend, war Bestandteil des Systems DDR.
  16. 16. Die Lebensqualität hat sich in den neuen Ländern seit der Wiedervereinigung stark verbessert.
  17. 17. Das Bildungssystem wurde grundlegend neu gestaltet und weist Institutionen mit internationalem Ruf vor.
  18. 18. Die Soldaten der Bundeswehr haben das Zusammenwachsen von Ost und West durch intensive gemeinsame Erfahrungen besonders gut vorangebracht.
  19. 19. Der Föderalismus begünstigte das erneute Wachsen eines spezifischen Landesbewusstseins.
  20. 20. Berlin ist die richtige Entscheidung für den Regierungs- und Parlamentssitz.
  21. 21. Die immateriellen Kosten der Teilung sollten stärker in den Fokus rücken.
  22. 22. Die innere Einheit muss weiter gelingen und überall eine starke Bürgergesellschaft entstehen.
  23. 23. Die deutsche Einheit ist eine Erfolgsgeschichte und die Zukunft wird gemeinsam gedacht.
  24. 24. Die freiheitliche Demokratie muss immer wieder neu, vor allem auch im Hinblick auf den antiextremistischen Grundkonsens, diskursiv begründet werden.
  25. 25. Die Soziale Marktwirtschaft bewährt sich angesichts der wirtschaftlichen Entwicklungen.
  26. 26. Der demografische Wandel markiert eine der größten Zukunftsherausforderungen.
  27. 27. Die modernisierte Infrastruktur muss durch Anschluss an europäische Netze erweitert werden.
  28. 28. Deutsche Einheit und europäische Einigung gehen Hand in Hand.
  29. 29. Mit der deutschen Einheit und dem Erlangen voller Souveränität verbinden sich außenpolitische Verantwortung und die Integration in die westliche Wertegemeinschaft.
  30. 30. Das Ausland bewertet die deutsche Einheit als beispiellosen Sieg der Freiheit. Die Deutschen können stolz auf das Erreichte sein.
Das Buch:
Dagmar Schipanski, Bernhard Vogel (Hrsg.): Dreißig Thesen zur Deutschen Einheit, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, 2009